Oliver Cromwell und der Englische Bürgerkrieg

Obwohl Großbritannien auch heute noch zu den wenigen Ländern zählt, das durch ein Königshaus repräsentiert wird, also noch immer eine Monarchie ist, so gab es eine kurze Zeit in der Geschichte des Landes, während der dies nicht so war. Noch bevor die Franzosen sich während der Französischen Revolutionen ihres Monarchen entledigten, taten dies die Engländer, wenngleich es auf den Britischen Inseln ganz anders ablief. Der Englische Bürgerkrieg begann im Jahr 1642 und war ein Konflikt zwischen den königstreuen Royalisten und den Parlamentariern, die für eine stärkere Kontrolle des Parlaments über die königliche Macht eintraten. Oliver Cromwell schloss sich den Parlamentariern an und wurde schnell zu einem ihrer wichtigsten Anführer. Und so trat an die Stelle des Königs ein Lordprotektor, der die gegnerische Seite überaus erfolgreich im Kampf gegen Karl I. geführt hatte: Oliver Cromwell. Doch wie war es zu diesem Ereignis gekommen?

Oliver Cromwell und der Englische Bürgerkrieg Geschichte England Großbritannien

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OLIVER CROMWELL UND DER ENGLISCHE BÜRGERKRIEG: VON JAKOB I. ZU KARL I.

Nach dem Ende des Hauses Tudor, das nach den Jahren unter Königin Elisabeth I. keinen Nachfolger für den englischen Thron hatte, kam die Dynastie der Stuarts an die Reihe. Zunächst erklomm der Sohn der katholischen Maria Stuart von Schottland, der dort als König Jakob IV. regierte, im Jahr 1603 den englischen Thron. Er regierte fortan als König Jakob I. sowohl Schottland wie auch England und war damit der erste König, der über beide Länder in Personalunion herrschte und König von Großbritannien war. Er war überzeugter Protestant. Allerdings war er auch vom gottgegebenen Recht der Herrschaft des Königs über sein Volk überzeugt – eine Überzeugung, die ganz typisch auch für die anderen Königshäuser Europas war, die zu jener Zeit absolutistisch über ihre Länder regierten. In England mit seinem im Vergleich zum restlichen Europa jedoch bereits relativ einflussreichen Parlament warf diese Einstellung für Jakob I. von Anbeginn an einen langen Schatten auf die Herrschaft der Stuart-Monarchie voraus. Einflussreich war das englische Parlament zumindest insofern, als dass es einen gewissen Einfluss auf die Entscheidung des Königshauses hatte, gerade was steuerliche Angelegenheiten betraf. So begann sich im England des 17. Jahrhunderts zunehmend unter der Bevölkerung die Meinung zu verbreiten, dass auch die Königswürde von Menschen verliehen und nicht von Gott gegeben war.

 

Wie sehr aber auch im Land die religiösen Auseinandersetzungen nach wie vor problematisch waren, sieht man daran, dass in die Herrschaftszeit von Jakob I. die Verschwörung rund um Guy Fawkes fiel, der heute noch jedes Jahr in der Bonfire Night gedacht wird. Während dieses sogenannten Gun-Powder-Plots planten einige katholische Adlige rund um Guy Fawkes, den König und das Parlament in die Luft zu sprengen. In die Herrschaftszeit von Jakob I. fällt auch die Ansiedlung von protestantischen Schotten im katholischen Nordirland, ein Ereignis, das bekanntermaßen bis heute Nachwirkungen hat.


OLIVER CROMWELL UND DER ENGLISCHE BÜRGERKRIEG: KARL I. UND DER BEGINN DES ENGLISCHEN BÜRGERKRIEGS

Problematisch wurde es unter seinem Sohn Karl I., der ihm 1625 auf den Thron folgte. Noch stärker als sein Vater war er ein typischer Vertreter einer absolutistischen Monarchie. Und so mochte er seine Macht nicht mit dem Parlament teilen. Doch so ganz ohne Parlament konnte Karl I. in England nicht regieren. Das englische Parlament hatte ein Mitspracherecht und mit Blick auf steuerliche Angelegenheiten eine Waffe in der Hand, derer es sich zu bedienen wusste.

 

Doch gerade die steuerlichen Fragen waren es, die der König alleine zu entscheiden gedachte und so legte er Steuern ohne Rücksprache mit dem Parlament fest, rief das Parlament nach eigenem Gutdünken ein und löste es ebenso auch einfach wieder auf. In den elf Jahren zwischen 1629 bis 1640 berief Karl I. das Parlament nicht ein einziges Mal ein.

 

Doch es gab noch eine ganz andere folgenschwere Entwicklung der Geschichte. Denn wie bereits seit der Herrschaftszeit unter Heinrich VIII. spielte auch diesmal die Religion eine Rolle. Karl I., der selbst dem Katholizismus recht nahe stand, hatte die aus Frankreich stammende katholische Prinzessin Henriette de Bourbon geheiratet und es stand zu befürchten, dass nicht nur Karl I. selbst, sondern auch seine Thronfolger dem katholischen Glauben folgen würden, denn Karl I. begann die anglikanische Kirche, auf die sich der König stark stützte, wieder der katholischen anzunähern. Das England des 17. Jahrhundert war inzwischen jedoch vor allem protestantischen Glaubens, wobei sich stark die radikale Richtung des Puritanismus verbreitet hatte.

 

Ende der 30er-Jahre dann versuchte Karl I., den Anglikanismus mit einer einheitlichen, auch für die presbyterianische Glaubensrichtung geltenden anglikanischen Kirchenverfassung nach Schottland zu bringen, wo inzwischen eine gemäßigte Form des Puritanismus, eben der Presbyterianismus vorherrschte. Die Schotten ließen sich das nicht gefallen und griffen 1638 in einem Aufstand zu den Waffen.

 

Für Karl I. war klar, dass er finanzielle Mittel zur Niederschlagung des Aufstands benötigte. Doch die konnte er nicht ohne das Parlament erhalten. Das Parlament wusste um seine Macht in dieser Situation. Zunächst kam es für die Dauer von April bis Mai 1640 zur Einberufung des Parlaments, das eben dann vom König, als er mit seinen Forderungen scheiterte, wieder aufgelöst wurde und als sogenanntes „Kurzes Parlament“ in die Geschichte eingegangen ist.

 

Kurz darauf, im gleichen Jahr, blieb dem König keine andere Wahl, als das Parlament erneut einzuberufen und das Parlament wird mit einer durchgehenden Dauer bis 1660 als sogenanntes „Langes Parlament“ bezeichnet. Diesmal sollte es Karl I. nämlich  nicht einfach so gelingen, das Parlament wieder aufzulösen, denn nun präsentierte das Parlament dem König einen Forderungskatalog, der sogar die Hinrichtung des engsten Vertrauten des Königs, Thomas Wentworth, dem Earl of Strafford, enthielt, der ein straffes Verwaltungssystem im Sinne von Karl I. aufzubauen gesucht und das Leben der Puritaner im Land mehr als schwierig gestaltet hatte. Obgleich es tatsächlich zur Hinrichtung kam und der König nicht einschreiten konnte, schlug dann sein Versuch, diejenigen fünf hauptverantwortlichen Anführer im Parlament mithilfe einer bewaffneten Truppe von 400 Mann verhaften zu lassen, fehl. Die fünf Abgeordneten waren rechtzeitig geflohen, aber der König hatte damit die Rechte des Parlaments verletzt. Im ganzen Land war darüber helle Empörung ausgebrochen.

 

Der König floh aus London, während sich das Parlament mit den Schotten verbündete und man begann, eine eigene Armee gegen den König aufzustellen. Die Auseinandersetzungen weiteten sich bis 1642 zum Bürgerkrieg aus, der das Land wahrlich spaltete. Oft genug standen sich nicht nur Freunde und Nachbarn feindlich gegenüber, sondern selbst Familienmitglieder kämpften gegeneinander.

 

Während der Kämpfe im Land gewannen nach anfänglichen Fehlschlägen die Parlamentarier bald die Oberhand und 1647 wurde Karl I. von den Schotten gefangen genommen und an die Engländer ausgeliefert.

 

Nun standen sich zwei Seiten gegenüber. Zum einen waren da jene, die den König weiterhin unterstützen wollten und die Institution der Monarchie als gottgegeben betrachteten. Zum anderen standen ihnen die Gegner des Königs gegenüber. Diese Seite stellte Gott über den Monarchen und trat für die Rechte freier Engländer ein.

 

Auf ebendieser Seite stand Oliver Cromwell. Er war Puritaner und führte seine Seite mit der New Model Army an. Die Königstreuen verpassten ihnen in Anspielung auf die rundlichen Frisuren von Cromwells Soldaten den Namen Roundheads. Cromwell bewies sich als absolutes Talent in der Führung seiner Armee und hatte ein Gespür für die richtige taktische Vorgehensweise im Ausfechten von Schlachten. Obwohl die puritanische Disziplin seiner Soldaten zunächst von der königstreuen Armee belächelt wurde, mussten diese jedoch schließlich aufgeben, denn Cromwell verlor keine einzige seiner Schlachten.

 

Auch im Parlament war Oliver Cromwell nun federführend und als unter den Parlamentariern ein Streit ausbrach, bei dem die gemäßigten Presbyterianer den radikalen Puritanern unter Cromwell gegenüberstanden, wurden die gemäßigteren Kräfte durch Cromwell kurzerhand ausgeschlossen. Oliver Cromwell selbst ernannte sich zum Lord Protector im Land.

 

Letztendlich endete der Englische Bürgerkrieg 1649 mit der Hinrichtung Karls I., die vor allem damit begründet wurde, dass er gegen sein eigenes Volk gekämpft hatte. Eine Entscheidung und Begründung von wahrlich historischer Tragweite, nicht nur für Großbritannien selbst, sondern für die ganze Welt, wie sich im kommenden Jahrhundert noch zeigen sollte!


OLIVER CROMWELL UND DER ENGLISCHE BÜRGERKRIEG: DIE REPUBLIK UNTER CROMWELL

Während seiner Herrschaft führte Oliver Cromwell zwar eine Reihe von Reformen durch, darunter die Förderung der Religionsfreiheit und die Stärkung des Parlaments. Er verfolgte jedoch auch brutale militärische Kampagnen gegen Irland und Schottland, um die Kontrolle der Republik über diese Gebiete, in denen es weiterhin brodelte, zu festigen.

 

Obwohl Oliver Cromwell als erfolgreicher Anführer der New Model Army und später, nach Errichtung der Republik als Stratege angesehen wurde, war er heftig umstritten. Seine Herrschaft wurde von vielen als autoritär und repressiv empfunden, insbesondere gegenüber den Royalisten und den katholischen Iren. Denn Cromwell beging 1653 zum Entsetzen des ganzen Landes den gravierenden Fehler, die Machtbefugnisse im Land komplett an sich zu reisen. Er enthob das Parlament gewaltsam seines Amtes und setzte 1653 sein eigenes handverlesenes Parlament ein.

 

Als Oliver Cromwell 1658 starb, trat sein Sohn Richard die Nachfolge an. Doch bereits 1660 rief das Parlament Karl II., den Sohn des hingerichteten Karl I., zurück an die Spitze der Macht und richtete die Monarchie wieder her. Denn: In der Monarchie sah man inzwischen, nach den Jahren unter Cromwell, das vergleichsweise geringere Übel.

 

Trotz der kurzen Dauer der Republik auf den Britischen Inseln und der Restauration der Monarchie hatte der Englische Bürgerkrieg langfristige Auswirkungen auf die politische Landschaft Englands. Er legte den Grundstein für die Entwicklung einer konstitutionellen Monarchie und stärkte die Rolle des Parlaments in der Regierungsführung.

Oliver Cromwell und der Englische Bürgerkrieg: Übersicht

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